Mittwochabend-Eiszeit-Blues

Töchterlein war der Meinung, Weihnachten ohne Stoppok sei einfach kein Weihnachten. Und so hatte sie mich ins KFZ nach Marburg eingeladen. Im Prinzip ne gute Idee. Nur nicht in dieser eisigen Zeit. Wo doch alle verfügbaren Parkplätze völlig zugeschneit sind. Und das Parkhaus vor dem KFZ nur bis 20 Uhr auf hat. Ein einziges, fast schneefreies Plätzchen erblickte der Raabenvater und parkte blöderweise dicht an einer Kreuzung und auch noch auf einem Zebrastreifen. Und so kam, was kommen musste: Ein Sattelschlepper hatte sich in die Marburger enge Innenstadt verirrt und kam nun nicht mehr um die Ecke, weil da ein kleiner, schwarzer Peugeot parkte! Der Fahrer rief die Polizei und diese ermittelte den Halter und rief bei ihm zuhause an, wo die Liebste sowieso schon um ihre verrückten Vögel wegen der Blitzeisgefahr bangte. Man kann sich den Schreck vorstellen, als sich der nette Polizist mit ”Polizei Marburg“ meldete! Sie gab den freundlichen Ordnungshütern den Tipp und die informierten die KFZ-Leute, die ihrerseits wieder Stoppok informierten. Und der mich.

„Hey Stoppok, das war ja mal wieder ein grandioser Gig, den ihr Zwei da gestern im KFZ hingelegt habt. Wie man nach so einer langen Tour noch so gut drauf sein kann, das ist schon fast unverschämt! Nur eines nehm‘ ich dir persönlich übel: Nachdem du mich so lieb darüber informiert hast, dass mein Auto gerade abgeschleppt wird, hast du nicht auf mich gewartet. Hatte dich doch extra drum gebeten. Und auf Reggie haste doch auch gewartet, als dem eine Saite gerissen war. Na ja, Schwamm drüber. Is ja Weihnachten. Feiert schön (aber immer schön Villeroy & Boch im Auge behalten, gelle)!“

So war denn der Abend rundum gelungen. Zweieinhalb ehrliche Bluesstunden, ein bisschen Nervenkitzel mit Spurt zum Auto, reichlich Regen. Was kann es schöneres vor dem Fest geben? Danke, Masja für die tolle Einladung, danke, Stoppok und Worthy für Eure geile Mucke und danke, liebste Froschkönigin für deine unendliche Geduld mit Deinem schräg-lichen Vogel!

Italienische Weihnachten

Der Termin war lange gebucht. Meine Kollegen, ihre Partner und wir freuten uns schon drauf: Das jährliche Weihnachtsessen der Firma. Die Frage war nur, ob wir überhaupt heil nach Walldorf ins La Fattoria kommen würden. Denn diesmal machte der Winter seinem Namen alle Ehre und schickte all den Schnee, der die vergangenen 10 Jahre nicht gefallen war offenbar ins Rhein-Main-Gebiet. Mit Ausnahme von Samstag, den 18. Die Liebste erbot sich und ihre Suzie, ihren Wolpertingerprinzen zu fahren, auf dass dieser ein wenig dem Wein zusprechen konnte. So begann der Abend schon mal ganz nett zu werden.

Am festlich geschmückten Tisch warteten schon meine lieben Kollegen und ihre Angetrauten in bester Laune. Die Stimmung war ganz offensichtlich besser als die Lage, das lässt ja hoffen. Im Gegensatz zu den letzten Jahren hatten wir keine Experimente mehr eingehen wollen und waren in „unseren“ Italiener eingekehrt, einer der besten im Rhein-Main-Gebiet. Alle waren gespannt, ob das sorgfältig ausgewählte Menü halten würde, was wir erwarteten. Die Weinwahl fiel mir nicht leicht, da die Auswahl groß, meine Kenntnisse allerdings dürftig waren. Mutig setzte ich auf einen Vernaccia di San Gimignano zu den Vorspeisen und einen Brunello di Montepulciano zum Hauptgang. Und gewann. Und dann wurde aufgetischt:

Thunfischtatar auf Safranrisotto

Entenravioli in Paprikasauce

Gegrillter Steinbeißerspieß mit Parmaschinken

Lammrücken mit Olivenkruste

Ziegenkäsemousse auf Himbeercoulis und Himbeeren

Jedes Gericht war grandios. Der Höhepunkt kam aber zum Schluss: Die Mousse war zum Reinlegen! Gemeinsam hatten wir dann den Koch gefesselt und gekitzelt, bis er das Rezept rausgerückt hat. Dreimal darf man nun raten, was es bei uns Weihnachten zum Dessert gibt. Die Ziegenfrischkäsevorräte im Main-Kinzig-Kreis sind schon geplündert.

Der Abend war wunderbar. Ein tolles Essen, herrlicher Wein, liebe Kollegen, gute Gespräche. Was will man mehr? Heimgefahrenwerden! Weil eines der zahlreichen Weinchen nicht so gut war. Die Liebste mit ihren neuen Schneemann-Ohrringen erledigte das souverän. Nicht mal der einsetzende Schneefall ließ sie die Contenance verlieren. Sicher hat sie uns ins Bettchen gebracht. Jetzt freuen wir uns auf ganz entspannte Feiertage mit viel Genuß bei den Lieben. Sofern der Winter mal ne Pause einlegt.

Zauberhafter Abend

Lange war nicht klar, ob wir die Bahn würden bemühen müssen, uns nach Fulda direkt vor die Esperanto-Halle zu bringen. Schließlich waren erneute Schneefälle und Glatteis angesagt. Aber der Tag hatte wunderschön begonnen. Gleißende Sonne, klirrend kalte Luft, trockene Straßen. Beste Voraussetzungen der teuren Bahn zu entgehen. Nur geparkt haben wir auf einem ihrer Parkplätze, kostenlos natürlich ;-).

Hans Klok, der holländische Magier, war mit seiner Weihnachtsshow in Fulda. Meine Liebste hatte mir den Abend zu unserem Fünfjährigen geschenkt. Obwohl wir fast eine Stunde zu früh kamen, war das Foyer schon proppevoll. Die meisten hatten wohl Schneechaos eingeplant. Also flanierten wir durch die Massen. Wir beiden sind ja nun mal zwei richtige Augensterne, die Liebste mit ihrem feuerroten Köpfchen, den strahlenden Augen und den witzigen Schneemann-Ohrhängern und ihr bebarteter Bodyguard. Wir werden ungeniert betrachtet. Nichts ist schöner als zurück zu gaffen. Und über Leute zu lästern. So fängt der Abend gut an.

Die besten Plätze waren schon vergeben, trotzdem war die Bühne nicht allzu weit entfernt für Hans Kloks furiose Magic-Show. Der Meister begrüßt das Publikum, das er in zwei Kategorien aufteilt: diejenigen, die fasziniert die Show betrachten wollen (offenbar die Minderheit, dem Klatschen nach zu urteilen) und dem Rest, der nur wissen will, wie er das macht. Frenetischer Beifall scheint ihm Recht zu geben. „The fastest Magician ever“ nennt er sich und er macht diesem Namen alle Ehre: Die Effekte und Tricks kommen fast im Sekundentakt, unterstützt durch wirbelnde Tänzerinnen. Die Tricks sind zwar fast immer die gleichen: Er lässt seine sexy Assistentinnen schweben, irgendwie verschwinden, zersägt oder durchsticht sie und wechselt mit ihnen seinen Platz. Das alles hat man schon hundert Mal gesehen. Aber nirgendwo so spektakulär wie bei Hans Klok. Dazwischen poetische Reminiszenzen an längst verstorbene Groß-Magier wie den großen Houdini z.B.. Und einen sehr komischen Pausenclown-Magier. Zweieinhalb unterhaltsame Stunden grandioser Magie.

Nun sollte planmäßig ein indisches Mahl den Abend beschließen. Es war aber schon viertel vor elf und vermutlich hatte das von der Liebsten ausgesuchte Lokal schon geschlossen. Bevor wir uns einem Fastfood ergeben hätten, wollten wir aber unser Glück versuchen und fuhren zum Phulkari in der Kurfürstenstraße 2. Noch war es erleuchtet, aber kein Gast mehr zu sehen. Auch an der Theke kein Mensch. Dafür Tellergeklapper aus der Küche. Wir machten uns bemerkbar und fragten den erscheinenden Chef, ob denn schon geschlossen sei. Ja, sagte der, eigentlich machten sie um 23 Uhr zu aber wir könnten gerne noch was bekommen. Die Küche war so offensichtlich mit Aufräumen beschäftigt, dass wir zunächst dankend ablehnten und uns zu Gehen wanden. Aber Gurinder Singh ließ jetzt nicht locker: Wir würden überhaupt keine Umstände machen. Auf unsere Frage, was denn noch zu Essen zu bekommen sei, strahlte er uns an: Was immer wir haben wollten, er würde es uns machen. Wir nahmen Platz, noch etwas unsicher, denn mit einer so freundlichen Reaktion hatten wir nicht gerechnet. In einem deutschen Lokal wären wir wahrscheinlich mit einem unwirschen Blick auf die Uhr schon längst hinaus befördert worden. Herr Singh zündete uns eine Kerze an und entschuldigte sich noch, dass er im restlichen Lokal schon mal das Licht ausmachen würde. Das solle auf gar keinen Fall eine Aufforderung sein, uns zu beeilen.

Was wir natürlich trotzdem taten. Schnell war aus der reichhaltigen Karte was Leckeres gewählt und es dauerte nicht lange, bis ein frischer Salat vor uns stand. Mit einem köstlichen Joghurt-Dressing, das uns geschmacklich schon mal auf Indien einstimmte. Dazu ein würziges indisches Bier. Dann kam eine riesige Platte mit duftendem Basmati, zartem Nan-Brot und zwei Schalen mit unseren Gerichten, einem Schweinefleisch-Vindaloo mit Ingwer und Safran und einem Lamm-Chili. Herr Sing hatte uns vorsichtshalber vorher gefragt, ob es denn auch richtig scharf sein dürfe. Bei mir durfte es das natürlich. Und es war einfach köstlich! So saßen wir beiden Verliebten bei einem außergewöhnlich guten, exklusiven, späten Candellight-Dinner, ließen die Show Revue passieren, die Curries uns die Zungen verwöhnen, den Bauch wärmen und die Magie war in uns. Der Koch bekam ein extra Trinkgeld, was ihn sichtlich freute, und der Patron noch einmal unseren Dank für diesen freundlichen Empfang und die tolle Bewirtung. Danke Hans, danke Gurinder, danke meine Liebste für diesen zauberhaften Abend!

© www.hansklok.com

Holdi ist die neue Lena!

Was Lena für Stephan Raab war, scheint Michael Holderbusch für Dieter Bohlen zu werden. Holdi ist aber auch einfach der Hammer! Die Reinkarnation von Cocker (der gute, alte ist schon lange tot!) und Janis Joplin. Er vereint alle Reibeisen-Gänsehaut-Stimmen in einer Person (man kann es förmlich sehen ;-)). Rod Steward steckt auch in ihm drin und Roger Chapman. Und eine ganze Portion Tom Waits. Aber es ist unser Hesse Holdi! Ein richtiger Typ. Dabei scheint er gar nicht so tumb zu sein, wie er von RTL vorgeführt wird. Youtube Videos mit der Band CrossRoads zeigen ihn ganz anders. Schon lange wollte ich mit der Liebsten mal zum Cocker. Ich denke, diesen Termin sparen wir uns auf für Holdi …

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Winterfreuden

… können ganz unterschiedlich sein: Der Spanier freut sich in seinem warmen Mäntelchen lauter Löcher in den Schnee, als sei er ein Husky. Die Liebste dagegen ist „not very amused“, ihre Suzi flott machen zu müssen.

Ich wiederum genieße den Spaß, den der Hund hat. Mit dem Fellgesicht in den Schnee zu gehen, ist wie mit einem Kind Schlitten zu fahren. Der Kleine hat einen Mordspaß, schnuffelt wie ein Schneepflug hinter den Mäusespuren her, dass die weiße Pracht nur so stiebt. Dann bleibt er steh’n und schaut nach seinem Herrchen, was der so treibt. Den treibt es eher nach Hause. Zu heißem Tee mit knackenden Kandis, einer fetten Scheibe Butterstollen und den lieb funkelnden Äuglein vom Frauchen. Dazu der knisternde Kamin von der CD und „Somewhere over the Rainbow“ von Israel Bruddah Iz Kamakawiwo“ole. Drinnen wie draußen ist es wunderschön. Man muss nur genau hinsehen. Wie immer im Leben.

Advent, Advent, ein Hündchen brennt …

Tierschützer, nicht aufregen! Natürlich brennt Poco nicht. Aber Feuer und Flamme ist er schon. Und leuchten kann er jetzt auch. Zum 1. Advent kam ein riesiges Paket aus der fernen Hauptstadt. Von seiner Patentante. Nur mit Mühe konnte ich ihn davon abhalten, die nette Briefträgerin zu zerfleischen, um an das Paket zu kommen. Wir wollten gerade gelbe Spuren in das erste Schneegestöber des Jahres legen und anschließend auf große Fahrt gehen. Darum musste das Paket bis zum Abend warten. Dumm gelaufen. Den Inhalt hätten wir gut gebrauchen können: Zu oberst ein kuscheliges Leibchen für den durchgefrorenen Spanier. In Schnitt und Farbe etwas verhalten, eher was für das letzte Hundelebensviertel. Dann der Knaller: Eine todschicke, fleecegefütterte Neopren-Kutte mit rassigen Neonstreifen! Dann etliche Leckereien für den verfressenen Hund: köstliche Schweinsschnautzen (eine wurde sofort im Körbchen verbuddelt) und endgeile Beef-, Enten- und Hühnerstreifen. Und der Oberhammer: ein komplett fressbarer Hundeadventskalender! Sogar der Aufhänger ist fressbar. Da sind wir völlig von den Pfoten!

Damit Frauchen und Herrchen nicht aus reinem Futterneid davon was wegfuttern, gabs für die Beiden natürlich auch noch Schmückendes, Leckeres, Scharfes und Schärfstes. Und etwas DDR-Nostalgie in Trabi und Duschgelform. Ja,ja, die Ossis! … (Wie kommen die nur darauf, dass wir Wessis am liebsten den Käfer gegen den Trabi getauscht hätten? Und dass wir nach dem Duschen riechen wollen wie Erich? Oder dass wir trabiblauen Senf – die spinnen, die Ossis – ernsthaft an unsere Frankfurter lassen würden?;-)) Kurz vor dem Schreddern des Paketes entdeckte Herrchen dann noch, dass das Paket sogar sprechen kann. Etwas blechernes Bellen und liebe Worte der Tante für ihren kleinen Paten. Süß!

Abends schnuffelte der Kleine schon vergnügt und staubtrocken durch den verschneiten Kurpark. Auf der Suche nach was Leckerem für die Tante. Unter den Weihnachtsbaum …

Saisoneröffnung

1 Grad minus. 1. Advent. Drinnen wohlige Wärme und ein reich gedeckter Adventskaffetisch. Draussen frieren die Vögel. Mit sehnsüchtigen Äuglein hocken sie am Fenster und schauen uns neidisch zu. Ihr Tisch ist ziemlich leer. Wir konnten die vorwurfsvollen Blicke nicht länger ertragen. Nun ist also die Herberge zum armen Piepmatz eröffnet und wir könne unseren Stollen und die Printen ohne schlechtes Gewissen genießen. Ich staune über die Verfressenheit der Viecher: Kaum eine Minute nach Aufhängen der leckeren Knödel balgen sich schon die Ersten um die besten Plätze. Wir haben da wohl einen gemeinsamen Wesenszug.

Tapferes Schneiderlein

Es begab sich im Jahre des Herrn oder der Frau Anno 2008 am Hofe der Kaiserin von Deutschland, dass Abgesandte aus dem fernen Hessen den Muselmanenmarkt am Ufer der Spree besuchten. Dort sichteten sie wohlfeilen Tand und seidige Stoffe, die nach langem Feilschen in ihren Besitz übergingen. Das Linnen war von solch zauberhafter Art und darüber hinaus pechschwarz, dass der neue Besitzer darob nachdachte, daraus ein trefflich Gewand für sich zu schneidern, auf dass die holde Liebschaft seinen Astralleib mehr ahnen denn schauen könne und solcher Art neugierig würde, um nachzuforschen, was der geheimnisvolle Stoff wohl verbergen möge. Allein, es fehlte ein Schneider. Nach jahrelanger Suche erbarmte sich des Hessen liebstes Weib und erstand eine Nähmaschine. Nun stand diese Höllenmaschine Tag für Tag auf einem Regal und der Hesse schlich mit begehrlichen Blicken all die Zeit um sie herum, ohne rechte Traute.

An einem frühen Wintersonntag ergriff die Liebste die Regie und befahl ihrem Gattenanwärter, all seinen Mut zusammen zunehmen und gefälligst seine geheimen Wünsche in die Hand zu nehmen. Nach anfänglichem Missverständnis, was damit gemeint sei und einer längeren Suche nach dem verschollenen Stoff aber packte der mutige Mann die Maschine aus. Gemeinsam mit seiner Liebsten und tausend gotteslästerlichsten Flüchen ob der Betriebsanleitung machten sich die beiden Liebenden daran, die Geheimnisse der Schneiderei zu erkunden. Ein weiteres Winterwochende ging ins Land.

Der Stoff wehrte sich. Musste der tapfere Schneider sich auch unbedingt für die Ersten Versuche einen Crinkle-Stoff aussuchen? Und musste es gleich eine Tunika sein, bodenlang? Mit schwarzem Garn auf schwarzem Stoff? Hätte es nicht ein hübscher, weißer Tschurifetzen mit roten Nähten sein können? So mühte sich das Schneiderlein redlich. Verfluchte nach Kräften die Maschine, das Garn, den Stoff, den Tag. Die Liebste stand ihm bei, wischte die Stirn, ermahnte ihn zu mehr Contenance, lobte sein Durchhaltevermögen, reichte ihm süße Spekulatius und heissen Türkentrank, stärkte ihn mit gebratenen Schweinshaxen in Biersoße. Diese leckere Speise muss den entscheidenden Zauber inne gehabt haben: Endlich war es vollbracht. Der stolze Hesse stand in ganzer Pracht vor ihr. Ein tapferes Schneiderlein mit dem Habitus eines großen Stammesfürsten. Ein ganz neuer Mensch ward geboren. Der kleine Hund schnupperte erst mal misstrauisch. Nun können die Ceundahs, die Haundemms, all die BigMan Modehäuser schließen. Ich brauche sie nicht mehr! Selbst ist der Mann. Als nächstes kommt das Brautkleid der Liebsten dran …

Fressorgie 2.0

der Drittgeborene lud den inneren Kreis zu einem bescheidenen Geburtstagsmahl ein. „Nur ein paar Tacos“ hatte er sich gewünscht. Für sechs Personen eigentlich eine lösbare Aufgabe. Wenn man denn hätte abschätzen können, was jeder der verfressenen Raaben so alles vertilgen würde. Sieht man den Einkaufszettel durch, scheint noch alles im Normbereich. Beginnt man jedoch die Zutaten einzukaufen, kommen erste Zweifel. 150 g Rinderhack für jeden erscheinen plötzlich viel zu wenig. 50 g Cheddar ein Witz. So landen dann fast 2 Kilo Fleisch im Wagen, vom großen Käseleib nimmt man die Hälfte (die größere, versteht sich!), Unmengen Tomaten (wie sinnvoll im November!), Salat, Mais, Jalapenos, rote Zwiebeln, Gurken in rauen Mengen. Maisfladen? Sechs Stück pro Nase! Eine halbe Tonne saure Sahne und Joghurt für die Sour Cream. Nur bei den Avocados für die Guacamole war Sparen angesagt: Nur zwei waren halbwegs reif genug. Dazu noch eingelegte Pepperoni, Oliven und zwei Sorten Chilisauce. Und als Dessert noch das beliebte Mandarinensorbet mit Campari. Bier, Wein, Soft- und Harddrinks hektoliterweise. Chips hatten die Kids auch noch mitgebracht (gegen die nachmitternächtliche Unterzuckerung). Es würde knapp werden… Und es kam, wie es kommen musste: Obwohl alle reinhauten, als gäbe es nie wieder etwas zu essen, blieb gut die Hälfte der Taco-Füllung übrig. Die Maisfladen waren so gut wie weg.

Der Morgen (besser: der Mittag) fand dann eine ausgehungerte Meute vor. Frühstück à la Raaben war angesagt: Brötchen, Rhöner Ziegensalami und Ahle Worscht, Metzgerschinken, Alpenspeck, Spianata Romana, Fleischsalat, frisches Mett mit Zwiebeln, gekochte Eier, Lachs, Knoblauchgarnelen, gefüllte Pepperoni, Bärlauch-Frischkäse, Ziegen-Camembert, Birnenmus mit Safran und Pepperoni, Ingwer-Marmelade, Weintrauben. Ein bescheidenes Morgenmahl. Dauer: 2 Stunden. Danach Mittagsschläfchen und Vorfreude auf Cappucchino mit Rüblikuchen. Und das Abendbrot nicht vergessen. Ach, das Leben kann unmäßig schön sein!

Epilog: Kaffee und Kuchen fielen dann doch wegen eines heftigen Scrabble-Nachmittags aus. Und die Taco-Reste mutierten später zu mexikanisch angehauchtem Ragù alla bolognese und Salat. Der Rüblikuchen, frisch aus dem Kühlschrank, gab das perfekte Dessert. Schade, dass das Zweitkind nebst Liebstem fehlte. Dann wäre der Clan komplett gewesen. Wunderschön war’s allemal. Blöd, dass die Fortsetzung, die Geburtstagsorgie fürs Erstgeborene, wegen Terminproblemen aller Beteiligten vermutlich ins neue Jahr verschoben werden muss. Aber es gibt ja noch Jesu Geburtstag …

Karin Masja Phil Alec Kathi Poco

Fressorgie

Das zweitgeborene Küken rief zur Geburtstagsfeier ins Schwäbische Exil bei der Oma. Und die üblichen Verdächtigen kamen in Scharen. Diesmal auch die beiden anderen Nachwuchsvögel. Und ein ganz neues Küken, das dem Zweitküken nicht von den Federn wich. Das Motto lautete „Raclette“. Was bei der schwäbisch-hessischen Melange allerdings nicht mehr viel mit dem Schweizer Original gemein hat. Außer vielleicht dem Spaß an der Freud. Zu den üblichen Käsesorten gesellen sich nämlich hier noch etliche andere Leckereien. Und obendrauf – wörtlich genommen – kommt noch diverses Fleisch. Sogar Meeresgetier wurde gesichtet. Bei dieser Vielfalt der Genüsse muss der Tisch Meisterleistungen der Logistig folgen: zweistöckig angeordnet war fast alles unterzubringen. Nur das Brot fand keinen Platz mehr. Dem Schicksal des Brotes folgten dann sukzessive die Teilnehmer der Orgie, die gegen Ende zunehmend unter Platz!-Not litten. Und wie immer schworen sie sich, nie, aber auch wirklich nie mehr so viel zu essen. Na dann … die nächsten Feiern stehen bald an.