Patentante

Poco sieht Biggis verblichenem Rauhaardackel Pauli verblüffend ähnlich. Jetzt glauben wir an Reinkarnation. Da war der Wunsch, die Goht zu sein, wie man hier sagt, naheliegend. Und kaum beschlossen, kam das erste Geschenk der Tante. Denn die Pappkiste kanns auf Dauer ja nicht sein. Die Postbotin wurde schwanzwedelnd begrüßt. Was diese erleichtert veranlasste, sich den Angstschweiß von der Stirn zu wischen und Poco ein Friedens-Gutsje anzubieten. Das Paket aufgerissen und schwupps, lag er drin. Liebe auf den ersten Blick.

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Erstes Beschnuffeln

Der Besuch bei Froschkönigins Mutter war schon lange geplant. Nun war Poco bei uns reingeplatzt und es wäre vernünftiger gewesen, erstmal eine Woche gemeinsames Beschnüffeln zu erleben, bevor wir ihn auf schwäbische Häuslichkeit losliessen. Aber Poco war ganz lieb und Autofahren schien ihm nichts auszumachen (ganz das Herrchen). Also das Hundebündel in eine gepolsterte Kiste gepackt und drei Stunden ins Ländle. Der erste Pausenstop war langweilig. Poco war verschlafen und hatte kaum Lust auf Erleichterung. Ich hab’s ihm vorgemacht, wie’s geht, ein schöner großer Baum – vergeblich.

In Harburg dann großes Hallo, ein kleines Begrüßungspfützchen im Flur und dann nur noch Spielen im Kopf. Das Ambiente war natürlich hundegerecht mit großer eingezäunter Wiese zum Rumtollen. Sowas bräuchten wir zuhause. Dann Spaziergang in Donau-Wörth bei richtigem Hundewetter. Sonne satt. Eine liebe Fröschin im Arm und ein super braver Hund an der 7-Meter-Leine. Schön, wenn das jetzt mind. 15 Jahre so weiterginge …

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Sonntag morgens dann Kuscheln auf dem provisorischen Nachtlager. Gehört sich ja gar nicht! Die Froschkönigin liegt da gewöhnlich neben mir. Aber was soll man machen, wenn so ein süßes Fellknäuel es heute anders bestimmt?!

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¡Un poco perro!

¡Ein kleiner Hund! Ich hätte ja fast lieber den riesigen, völlig verfressenen, Dobermann genommen, der mir nicht von meiner Hosentasche wich, in der Leckerli vor sich hin dufteten. Die aber waren für Domingo reserviert, der es mir sofort angetan hatte, als ich im Tierheim Gelnhausen nach einem Gefährten für einsame Bürostunden suchte. Domingo war vor 10 Tagen von der Tierhilfe Mallorca aus dem Tierheim Andratx gekommen. Ein fünf Monate alter kleiner Terrier-Mix. Wie er mich so im Zwinger ansprang und mit dünnem Stimmchen begrüßte, war mein Herz gebrochen.

Die Froschkönigin, der mein ganzes Herz gewidmet ist, rückte dort etwas zur Seite und machte Platz für den kleinen Kerl. Und weil er eben (noch) so klein ist – zumindest für mich, der ich doch eigentlich einen richtig Großen haben wollte – lag der neue Name nahe: Poco. Nun lasst es uns also angehen: ¡Arriba! Andale! Auf ein herrliches Hundeleben bei und mit Raaben und einer Froschkönigin!

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Ciao Cifra …

so hätten wir gerne unseren Hund begrüßt. Cifra (ital. für Chiffre, Ziffer) hatten wir uns aus dem Tierheim Fulda per Internet ausgesucht. 4-jähriger Anfängerhund, hieß es, und total verschmust. Das Foto fanden wir irgendwie witzig, mit dem roten Halstuch. Cifra sei der richtige Hund für uns, sagte man uns, nachdem ich eine detaillierte Beschreibung unseres Daseins abgegeben hatte (inkl. der mangelnden Sportlichkeit). Also sind wir erst zum Fressnapf ’ne Leine, Futternäpfe und Leckerli kaufen gegangen und anschließend zum Tierheim gefahren.

Aus dem Zwinger kläffte uns ein Hund an, irgendwas zwischen zu klein geratenem irischen Wolfshund und Wildsau. Der Schwanz kupiert, der Rumpf viel zu massig für Beine und Kopf, graue Zotteln am Hals und zerfetzte Ohren, dazu rotbraune Augen. Also Germanys Next Top Dog würde sie nicht werden. Wie meinte die Froschkönigin mit Bioleks Worten: Seeehrrr interrrresant! Nein, ich hatte mich sofort in dieses ungewöhnliche Viech verguckt. Eine gewagte Mischung aus Schnauzer und Puli, nicht hübsch, aber dennoch hässlich. Passte irgendwie zu mir.

Der Spaziergang bestätigte aber die Warnung des Tierheim-Mitarbeiters. Sie hasst alle anderen Hündinnen und ganz besonders Katzen. Ansonsten lammfromm war sie an der Leine kaum zu bändigen angesichts der vielen Konkurrentinnen beim Gassigehen, inkl. einer verschreckten Muschi. Zu allem Überfluss verschmähte sie dann noch mein Leckerli. Unsere Zweifel wuchsen. Dazu ihre traurige Vita: Vor zwei Jahren aus einem bulgarischen Tierheim freigekauft, Herkunft unbekannt. Dies, und die Sorge um unseren Hauskater Felix und Nachbars Hündin, gepaart mit der Sorge meiner liebsten Fröschin, Chifra könnte nicht zu bändigen sein, ließ uns dann schweren Herzens und ohne Hund von dannen ziehen. Wir wünschen ihr sehr bald kundigere Herrchen und Frauchen mit mehr Mut. Chiao Cifra.

Die Suche nach dem idealen Raabenhund hat begonnen …

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Virtueller Nachwuchs

Wenn man so verliebt ist wie wir beide, kommt irgendwann der Wunsch nach Nachwuchs auf. Etwas zu spät natürlich. Aber gewusst hätten’s wir schon gerne, wie der denn ausgesehen hätte. Aber wir leben ja im 21. Jahrhundert und alles ist möglich. www.StorchDich.de hat es uns zumindest virtuell möglich gemacht: Voilà, unser Nachwuchs ist da. Sie heißt Heka. Ganz gut geraten. Trotz des Genmaterials.

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Eve of destruction

Wenn abends auf dem Heimweg, nach elend langem Tag, geschafft vom Einkaufen, das Abendessen und Kuscheln auf Couch mit Froschkönigin im Blick, plötzlich dein Auto mit dir spricht und mit grellroten Lettern verlangt, den Motor überprüfen zu lassen und dich dann anschließend stotternd zwingt, sofort auf den Standstreifen zu fahren, dann … ja! dann fährst du wahrscheinlich einen Alfa! Und dann flirtest du mit der netten Dame vom ADAC, die dir in breitestem Sächsisch erklärt, dass du nicht da stehst, wo du stehst, da sie es besser weiß, weil sie einen Computer vor sich hat. Wenn dann der Abschlepper auch noch die Abfahrt verpasst, dann wundert dich der passende Himmel dazu gar nicht mehr …

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Fan von!

Vor vier Jahren waren wir schon mal vor ausverkauftem Haus vergeblich um letzte Karten angestanden. Nun sollte es klappen: Als Geschenk meiner beiden Kleinen ein Abend mit Stoppok im KFZ Marburg. Intimer geht’s nicht: 50 cm von Stefan Stoppok entfernt, die Monitorboxen direkt vor dem Bauch, die Liebste im Arm, das Töchterlein daneben und abgerockt wie mit 18! Dazu ca. 500 Leute dicht an dicht in diesem winzigen Klub. Riesen Stimmung. Schweissperlen. Luft zum Schneiden und unsägliche Lautstärke. Gut, die Texte zu wissen. Gehört haben wir sie nicht. Aber egal: Stefans Fender in den Eiern und Reggies Bass im Gedärm, Bennies Trommeln in den Beinen, Sebastians Keyboards  im Kopf und die Froschkönigin kopfschüttelnd, aber lachend, im Arm. Was will der Fan mehr?! Ehrliche 2 1/4 Stunden haben die Jungs alles gegeben. Was blieb war das unbeschreibliche Glücksgefühl, noch immer 18 zu sein. Und das Pfeiffen in den Ohren. Nun weiß ich wenigstens, warum ich diese Hörgeräte trage.

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¡salud!

Meinen XX. Geburtstag wollte ich ja eigentlich ignorieren. Aber noch vor dem hessischen Ministerpräsidenten und dem Landrat kamen die ersten Gratulanten von der Bildzeitung. Ich hab diesen Papparazzi gleich meinen Krückstock zwischen die Beine geworfen und mein Gebiss auf ihren Kameras postiert, und als sie nicht aufhörten, mich zu fotografieren, habe ich ihnen auch noch meine Inkontinenzwindel entgegengeschleudert. Das hat schön geklatscht!

Als dann endlich wieder Ruhe einkehrte, wurde es im engsten Familienkreis richtig gemütlich. Die Sonne tat ein übriges, spanisches Urlaubsflair in unsere Hütte zu zaubern. So schmeckten die gegrillten Sardinen, Masjas Gnocchisalat, ein minziges Tabuleh, etliche Liter Sangria und der Anblick meiner Liebsten nach Süden und Lebensfreude. Getoppt wurde das ganze noch durch ein sauleckeres Ananas-Bounty-Carpaccio, hier in der Mousse-Variante, von meinen beiden Kleinen. Da wird man doch gerne älter. Ich bin halt ein Sonntagskind. Gefehlt hat eigentlich nur Amira zum perfekten Tag.

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Osterbrunch

wie er sein soll: Opulent und endlos. In Frankenberg bei Omeli beginnt er so gegen 14 Uhr mit gegrillten Brandenburger Würsten, spanischem luftgetrockneten Schinken von der Schwarzen Sau, Ziegensalami und -Käse aus der Schirn, weiteren leckeren Schweinereien, knusprigen KitKat-Hasen und wunderschönen gefärbten Eiern von Irmgard; erreicht seinen Höhepunkt um 16 Uhr, steigert sich mit Kaffee und Kuchen um 17 Uhr, um ab 20 Uhr mit einem leichten Dinner vom Dialog der Lammkeulen (klassisch und nach Schuhbeck) mit Spargelrisotto und Radieschensalat seinem zweiten Höhepunkt entgegen zu streben und gegen Mitternacht mit einem Vanilleeis an warmem Apfel-Limettenkompott zu enden. Das sind dann die Momente, wo man sich schwört, nie wieder was essen zu wollen. Und schon am Ostermontag wird dieser Schwur wieder gebrochen. Mit dieser Familie macht das Schwachwerden allerdings besonderen Spaß. Und mit meiner wachteleierohrhängigen Froschkönigin sowieso.

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