Unglücksrabe

Unser Kind Nr. 2 hat sich mit einem beherzten Sprung über einen Sitzsack (warum heißt er wohl nicht Springsack?) das Bein gebrochen. Damit hat sie sich in unser Kabinett der schrägen Vögel eingereiht und gibt nun den Unglücksra(a)ben. Wäre da nicht das Studium, könnte man aber fast meinen, sie genießt die Situation. Zwei Wochen umsorgt von der eifrigen Mutterglucke und deren ungeduldigem Raaben, aufmerksam bewacht vom spanischen Heißsporn Poco, schien es ihr nicht so schlecht zu gehen. Nun hüpft sie wieder dreibeinig durch die Uni. So geschickt, dass sie auch noch den kleinen rechten Zeh an die Krücke stieß und ihn sauber durchbrach. Wir überlegen gerade, Sie vorsorglich in Watte zu packen. Mit gaaanz viel Noppenfolie drum herum. Gute Besserung, du unglücklicher Vogel!

Unglücksraabe

Schlechter Hund

Gestern war ich mit den Mädels einkaufen. Während Amira und Masja im Laden waren, musste ich im Auto warten. Wo ich die beiden doch bestens hätte beraten können. Langweilig. Und dann hab ich Masjas vorangegangenen Einkauf im Auto entdeckt. Die Gute hat doch an mich gedacht. Ein Päckchen Salami lag da, schon apetitlich duftend geöffnet. Nur zwei Scheiben haben gefehlt (da hat die Masja wohl auch nicht warten können). Und dann war da noch 250 g Käse, zwar noch verpackt, aber trotzdem ganz herrlich stinkend. Unwiderstehlich! – Ich weiß gar nicht, warum die beiden Süßen so ein Theater gemacht haben, als sie wieder zurück kamen. Wo ich doch so einen Hunger hatte! – Mein Gott, ist mir jetzt schlecht!

schlechterhund

Italienischer Abend ohne Tiger

Versprochen hatte ich es schon oft. Gestern sollte es sein: ein lauschiger, zweisamer Abend im Tigerpalast zu Frankfurt. Ich hatte Glück (wie seit vier Jahren täglich) und bekam noch Karten für die 19 Uhr Vorstellung. Trotz Buchmesse. Diese jedoch sollte sich dann doch noch störtend bemerkbar machen. Eine Stunde Anfahrt waren geplant, kommod für eine Fahrt in die abendliche City hinein. Aber dann war die Hanauer plötzlich dicht, die Zeit rann uns unter dem Lenkrad davon. Waghalsig gedreht und einen neuen Anlauf über den Riederwald genommen: Aber so schlau waren andere auch. Nichts ging mehr! Es war mittlerweile fünf vor sieben und wir waren die letzte Viertelstunde atemberaubende 500 Meter weit voran gekommen. „Die neue Ankunftszeit ist 19:15 Uhr. Sie befinden sich immer noch auf der schnellsten Strecke.“ flötete die Dame vom Navi. Ich hätte sie töten können.

Dann setzt der Verstand nach kurzer Auszeit wieder ein und erklärt mir, dass wir bestenfalls zur Pause im Tigerpalast einlaufen würden. Die Hälfte der Show reicht uns aber nicht und wir würden uns ewig an diesen verkorksten Abend erinnern. Adäquater Ersatz musste her. Jetzt könnte nur noch ein romantisches Dinner bei meinem Lieblingsitaliener helfen. Schnell ein Tisch reserviert, mit qietschenden Reifen gewendet und gaaaanz weit außen rum um Krankfurt gefahren, Richtung Mörfelden-Walldorf.

Schon beim Betreten der „La Fattoria“ war klar: Der Abend ist gerettet. Die urig-gediegen-gemütliche Athmosphäre und die äußerst nette Crew empfingen die Verkehrsopfer mit gedämpftem, warmen Licht aus zahllosen Kerzenleuchtern und dem verführerischen Duft der cucina italiana. Die Auswahl fiel gewohnt schwer bei der frugalen Karte und den animierenden Tagesspezialitäten, verwirrend vorgetragen vom sichtlich vom eigenen Angebot ergriffenen Maestro. Irgendwann war das Menu dann klar:

Cocco Rigatoni mit einer pikanten italienischen Fleischwurst – Geflügelleber auf Honigfeigen und grünem Spargel – glasierte Entenbrust mit Orangenkonfit – Geschmorte Ochsenbäckchen in Schokoladensauce und Polenta – Gorgonzola mit weißer Schokolade, kandierten Oliven und Akazienhonig – warmes Schokoladentörtchen mit Vanilleeis. Fahrtechnisch leider ohne große Weinbegleitung, dafür aber mit den berauschenden, tiefen Augen der geliebten Froschkönigin.

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Glück gehabt!

Glücklich ist, wer sein Leben mindestens vier Jahre lang gemeinsam sinnvoll vertrödelt. Deshalb kommen mir diese vier Jahre wohl auch schon so ewig lang vor 😉
Das Glück zu haben ist Himmelsgunst; Es recht zu genießen ist Menschenkunst. Da wir Genießer sind, werden wir ganz sicher noch unendlich viele, genußvolle gemeinsame Jahre genießen. Der Glückliche gleicht einer Semmel mit Honig, sagt man in Rußland. Als Hesse leg ich noch eins drauf: Mit meiner Froschkönigin fühl‘ ich mich wie „en dicke Flaaschworschtweck“! (Den hab‘ isch aach zum Fresse gern.)

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Der Bart ist ab!

Na ja, nicht ganz. Aber wesentliche Teile. Bin heute morgen aufgewacht und wusste, heute muss er ab. Keine Ahnung warum. Es war wohl, wie immer, wenn der Mensch etwas verändert, Faulheit im Spiel. Viel Arbeit und noch mehr Haarlack waren nötig geworden, die Pracht zu bändigen. Die Bartweltmeisterschaften neulich gaben mir den Rest.

Die Liebste von allen war gerührt. Aber mehr aus Sorge um all zuviel Neuerungen in meinem Leben, die sich vielleicht sogar auf Weib und Hund ausbreiten könnten, als aus Bewunderung vor so viel Schönheit. Aber da kann ich sie beruhigen: So lange sie mich mit ihren lieben Augen anhimmelt, kann ich es ertragen, dass ich nun von anderen nicht mehr so angestarrt werde.

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Alles Currywurscht?

hätte man denken können angesichts des Startes unseres kleinen Berlinurlaubes. Das Currywurst-Museum eröffnete den Reigen kulinarisch-kultureller Highlights. Mit viel Liebe wird hier alles über die Erfindung der Herta Heuwer erzählt und man kann im wahrsten Wortsinne begreifen, warum uns die Currywurst nicht Wurst sein sollte.

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Das Curry 36, eine der Kult-Brutzelbuden, zeigte uns, dass der Mythos Berliner Currywurst eben doch nur ein Mythos ist und nicht zwangsläufig ein kulinarisches Highlight. Es bleibt dabei: Die „Best Worsch of Town“ gibt’s immer noch hier. Der absolute Berlintip ist allerdings zurzeit Monsieur Vuong, ein Vietnamese ohne Schnickschnack, superlecker, preiswert und schnell. Ohne Currywurst.

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Am Vortag entschädigte uns das „Good Friends“ für die lange Anreise. Ziemlich müde wären wir bald in den Quallensalat gefallen, den es zum gebackenen Schweinedarm gab. Witzig: Die Spezialitäten der kantonesischen Küche erhält man dort aber erst, nachdem auf neugierige Nachfrage der nette Kellner die chinesischen Einträge der Speisekarte erklärt, die nicht übersetzt sind.

Damit der Geist nicht zu kurz kam, wurde kurzentschlossen ein Bad im Chamäleon gebucht: Soap – die Show – war ein Varietéspektakel aller erster Seife! Mal ganz abgesehen davon, dass ein Maltesisches Paar uns als „most attractive couple of the evening“ erkannte. DDR Museum, die Kneipe Mauerblümchen, eine Fahrt im 100er Bus quer durch die Hauptstadt und der obligate Besuch des Türkenmarktes am Maybachufer (und dem völlig gegensätzlichen am Kollwitzplatz, nebst wahlkämpfenden Ströbele und Thierse), und und und … Berlin ist einfach zu groß für netto zwei Tage Aufenthalt.

Außerdem hatte man uns gewarnt: S-Bahn Stress! Deshalb und weil der Führerschein des einen Fahrers zurzeit im Kasseler Regierungspräsidium parkt, musste die andere Fahrerin alles geben. Und sie war die Größte! Nicht nur immer einen Parkplatz gefunden, nein – auch noch perfekt eingeparkt! Nach dem Currywurstmythos ein weiterer geplatzt: Frauen können doch einparken. Zumindest meine Liebste.

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Außer Konkurrenz

Bartweltmeisterschaften in Gründau-Lieblos. Gerade mal um die Ecke. Da musste ich hin. Nein, nicht um einen Pokal zu holen. Nur gucken. Wie das so läuft. Gut, dass ich mich nicht angemeldet hatte: Null Chance! Die tollsten Kreationen waren einfach zu abgedreht und nicht mehr mit-dicken-Augen-morgens-schnell-fertigmachen-tauglich. Um 16:00 Uhr, pünktlich zum Beginn des Wettbewerbs „Kaiserlicher Backenbart/Freestyle“, betraten die liebste Chauffeurin auf dieser Welt (4 Wochen unfreiwillige Führerscheinpause beim Stammpiloten) und ein gut gestylter Tiicherbart den Saal.

Gerhard Polt hätte seine Freude gehabt. Realsatire pur. Man hätte die Protagonisten auch gegen Rassehühner oder Pudel austauschen können, das Ergebnis wäre gleich geblieben. Fröhliche Vereinsmeierei, gepaart mit Juroren-Begutachtungs-Langweile. Bis alle Teilnehmer pro Kategorie an der schier endlosen Jury-Schar vorbeidefiliert waren, begleitet von einer trockenen Ansage, waren die meisten im Saal schon fast eingenickt. Kann aber auch der Küstennebel daran schuld gewesen sein, der von einem norddeutschen Backenbart großzügig aus seinem Flachmann ausgeschenkt wurde. Kurz vor Einzug des Gründauer Schmiedechors mit anschließender One-Man-Show-Conference flohen wir der schneidenden Luft und den stolzen Familien- und Clubangehörigenseligkeit.

Ich freue mich über meinen Wettbewerbsplatz: Nr. 1 bei meiner lieben Fröschin! Und das seit fast vier Jahren in Folge! Mit oder ohne Bart.

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Elvis lebt!

… und spielte gestern mit den Hounddogs im Niddaer Lokschuppen. 60 Jahre nach seinen rockigen Hits und der seiner Zeitgenossen spielen drei Rockabilly-Verrückte, als wären die Seelen der Rock’n Roll Heroes in sie gefahren. Erstaunlich, dass die Kids heute noch drauf abfahren. Und wie! Es war eine megageile Party. Masja und Alec sei dank, die ihren verliebten Alten und seine junge Freundin eingeladen hatten. Und die beiden rockten los, als hätten sie Teenager-Knochen. Heute morgen nun tut alles weh, was weh tun kann. Die Füße brennen, die Gelenke schreien laut auf – aber die Seele rockt weiter. Keep on rockin‘! Danke Hounddogs, danke Masja und Alec!

Mehr Fotos gibts hier. Ein kleines Video hier. Und mehr von den Hounddogs hier.

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