¡salud!

Meinen XX. Geburtstag wollte ich ja eigentlich ignorieren. Aber noch vor dem hessischen Ministerpräsidenten und dem Landrat kamen die ersten Gratulanten von der Bildzeitung. Ich hab diesen Papparazzi gleich meinen Krückstock zwischen die Beine geworfen und mein Gebiss auf ihren Kameras postiert, und als sie nicht aufhörten, mich zu fotografieren, habe ich ihnen auch noch meine Inkontinenzwindel entgegengeschleudert. Das hat schön geklatscht!

Als dann endlich wieder Ruhe einkehrte, wurde es im engsten Familienkreis richtig gemütlich. Die Sonne tat ein übriges, spanisches Urlaubsflair in unsere Hütte zu zaubern. So schmeckten die gegrillten Sardinen, Masjas Gnocchisalat, ein minziges Tabuleh, etliche Liter Sangria und der Anblick meiner Liebsten nach Süden und Lebensfreude. Getoppt wurde das ganze noch durch ein sauleckeres Ananas-Bounty-Carpaccio, hier in der Mousse-Variante, von meinen beiden Kleinen. Da wird man doch gerne älter. Ich bin halt ein Sonntagskind. Gefehlt hat eigentlich nur Amira zum perfekten Tag.

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Osterbrunch

wie er sein soll: Opulent und endlos. In Frankenberg bei Omeli beginnt er so gegen 14 Uhr mit gegrillten Brandenburger Würsten, spanischem luftgetrockneten Schinken von der Schwarzen Sau, Ziegensalami und -Käse aus der Schirn, weiteren leckeren Schweinereien, knusprigen KitKat-Hasen und wunderschönen gefärbten Eiern von Irmgard; erreicht seinen Höhepunkt um 16 Uhr, steigert sich mit Kaffee und Kuchen um 17 Uhr, um ab 20 Uhr mit einem leichten Dinner vom Dialog der Lammkeulen (klassisch und nach Schuhbeck) mit Spargelrisotto und Radieschensalat seinem zweiten Höhepunkt entgegen zu streben und gegen Mitternacht mit einem Vanilleeis an warmem Apfel-Limettenkompott zu enden. Das sind dann die Momente, wo man sich schwört, nie wieder was essen zu wollen. Und schon am Ostermontag wird dieser Schwur wieder gebrochen. Mit dieser Familie macht das Schwachwerden allerdings besonderen Spaß. Und mit meiner wachteleierohrhängigen Froschkönigin sowieso.

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Goldene Eier

gab’s in der Goldstadt Pforzheim zwar nicht. Dafür hatte Amira alles aufgefahren, was unser Herz begehrt. Angefangen vom Super-Karfreitags-Brunch bis zum opulenten, original schwäbischen Dinner: Rotweinknöpfle an Geschnetzeltem von der Rinderhüfte mit Spinatsalat. Dazu ein Wetter wie gemalt. Was lag näher, als am Samstag gleich mal den Wochenmarkt zu inspizieren. Die Auswahl war ebenso  gigantisch wie verführerisch. Sollte es schon badischer Spargel werden? Oder lieber frischer Bärlauch? Der Lauch gewann und verzauberte bei einem mitternächtliches Dinner nackte Spaghetti mit Parmesan. Mich haben meine beiden Begleiterinnen verzaubert. Da kommt man doch gerne wieder!

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Krankfurter Franz

Happy Birthday, Liebste!

Weil ich Dein Faible für Frankfurter Kranz kenne, hab ich es gewagt und mich an Selbigem versucht. Na ja, für’s erste Mal nicht schlecht. Es wäre ja auch zu vermessen gewesen, an das von Dir so begehrte und verehrte Vorbild meiner Tante Sigrid auch nur annähernd heranzureichen. Durch zuviel gegoogle nach dem richtigen Rezept gerann mir die Buttercreme, der Bisquit buk zu lange, die Schicht Erdbeerkonfitüre hätte eben doch Johannisbeere sein sollen und die extra Schicht Ananasgelee war dann doch zuviel des Guten. Statt Kirschen sollten es Erdbeeren sein, aber die kandierten waren nicht aufzutreiben in der Provinz und die eingemachten waren arg vermatscht. Außerdem bekam ich nicht so viele Früchte auf den Kranz wie Jahre in Deinem Bauch sind. So musste eine Kodierung der Früchte die Zehner und Einer der Jahresanzahl symbolisieren. Nein, nicht 84! Ich freu mich auf den nächsten Versuch …

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Gute Vorsätze

Jedes Jahr das Selbe: Feiertage gut überstanden, das Hemd spannt mehr denn je. Die Gans war perfekt, das Rotkraut chilli-schlotzig, die Knödel bayerisch deftig und die Bayerische Creme karamel-gebrannt und mit Beerensorbet getoppt. Plätzchen bis zum abwinken. Dazu minimalistische Bewegung vom Esszimmerstuhl zur Couch und zurück. Mehrmals täglich. Lust und Liebe satt. Viel gelacht und die Rückenschmerzen ignoriert. 600 Kilometer freie Fahrt auf der sonnigen Autobahn zum zweiten Feiertagsmarathon. Hessischer Wurstwahnsinn gepaart mit Muttis Gesundheitsplätzchen. Die Ersteren deftig, der Rest fast zuckerfrei. Gegensätze ziehen sich an und werden gnadenlos der Verdauung überantwortet. Weihnachtsseligkeit mit 2003er Kaiserstühler Spätburgunder und Froschkönigins weihnachtlichem Ohrgehänge im Bart.

Nun meldet sich der Rücken egoistisch und bestimmt zurück. Der Bauch rumort und die Klamotten sind schon wieder eingelaufen. Es kneift und zwickt überall. Da fallen Schwüre leicht: Im neuen Jahr wird alles alles anders! Doch diesmal ist der Eid gemeinsam geleistet; Abnehmen ist angesagt. Weniger Kalorien, mehr Bewegung! Damit die frommen Wünsche eine Chance haben, wahr zu werden: Gesundheit und ein langes gemeinsames Leben!

Frisches Blut zu Halloween!

Na ja, so ganz frisch ist es nicht mehr, das Blut, dass uns Biggi geschickt hat. Dafür schön haltbar und wird uns über den Winter bringen: Blutwürste vom Blutwurstritter Rudolf Reim aus Crimmitschau! Sicherlich sind wir dem Blut verfallen. Aber was sich unsere liebe Freundin dabei gedacht hat, den (übrigens sehenswerten) Fleischerladen so gut wie leer zu kaufen, bleibt ihr düsteres Geheimnis. Trotzdem heißen Dank dafür!

Natürlich konnten wir es nicht abwarten: Noch vor der Halloween-Nacht haben wir das erste Blutmahl mit einem Blutwurstring zelebriert (Rezept hier). Die bleichen Spaghetti waren stilvoller Rahmen für die blutige Fleischmasse, durchsetzt von glitzernden Sauerkraut-Fetzen und gekrönt mit eiterfarbenen Parmesansplittern! Dieses herrliche Blutwurst-Sugo troff mir aus dem Bart und glänzte verführerisch von Froschkönigins Lippen. Wir schwelgten in italienisch-sächsisch-hessischen Genüssen und gaben uns selber als Dessert! Ein schaurig-schönes Vorspiel zur heutigen Halloween Nacht! Ineinander verbissen werden wir uns lieben und aussaugen…

Uns graut nämlich vor gar nichts!

Volltreffer!

Juhu! Das Päckchen ist da! Kurz bevor ich meinen Postboten gewürgt hätte, kam es heute ins Büro. Mit zitternden Fingern aufgerissen geöffnet. Unter lauter Knallfolie (erster Jubel) noch ganz diffus und mit einem lieben Brief (zweites mal freu) abgedeckt, leuchten mir da bunte Päckchen entgegen. Und es knofelt wie sieben Siebenbürger Bauernhütten (dritter Jubel). Geduld, Mann! Erst mal den Brief lesen. Von Eva aka coolcat.

Jetzt erfahre ich, warum wir soooo lange warten mussten. Und ich verstehe sofort. Ist zwar schon ein Vierteljahrhundert her, dass wir ähnliches erleben durften. Aber ich werde diese aufregende Zeit nie vergessen! Coolcat erwartet ihr erstes Kind und befindet sich daher „in einer Art Paralleluniversum, in der die Zeit irgendwie anders läuft und dauernd irgend etwas anderes los ist und dazwischenkommt.“ (Ich überlege gerade, ob ich ihr schon verraten soll, dass dieser Zustand mindestens bis zum Ende der Pubertät ihrer Nachkommenschaft andauern – nein, sich noch potenzieren wird! Na, ich bin lieber still und wünsche ihr erst mal alles Gute …)

Dann erklärt sie ihr Konzept. Den Inhalt des Päckchens hat sie nach dem Motto „Feuer unter dem Hintern” sorgfältig ausgesucht, weil sie meint, ich hätte außer Bart noch Zunder. Meine liebste Froschkönigin von allen muss mir diesen aber erst oft noch machen. Insofern stimmt’s ja wieder.

Selbstgemachtes Zwiebelconfit mit Chili und Ingwer, ebenso aus eigener Küche ein Knoblauch-Confit-of-death (nebst witzigem, warnenden Totenkopf-Magneten darauf), das sich schon etwas selbstständig gemacht hatte (daher der betörende Duft), eine Tube Harissa (das gute, echte Le Phare du Cap Bon. Es gibt nämlich auch ganz Schlimmes, mit Karottenmark verschnittenes) und etwas mildere, gelbe Currypaste. Zur Beruhigung der Geschmacksnerven noch Costa Ricanisches Colagummi aus dem Weltladen. Vierter Jubel!

Es stimmt einfach alles! Danke Eva für die liebevoll ausgesuchten Sachen und Danke Rosa für Deine Organisation! Ich freu mich auf’s nächste Mal und hoffe, dass noch mehr mitmachen. Ich rühre jedenfalls die Trommel …

DFSSGF 4 inspiriert …

junge Nachwuchskünstler. Unser DFSSG Päckchen hat morticias Spatzenkind zu einer impressionistischen Darstellung des Inhaltes animiert. Mit kindlichem Gespür für das Wesentliche hat sie die Leckereien zu einer neuen Komposition zusammengestellt und mit unabdingbaren weiteren Zutaten gewürzt. Ihre absoluten Must-haves, Weintrauben und Teddy, zieren ja bekanntlich alle ihre derzeitigen Kunstwerke, wie uns Morticia in einem ganz lieben Brief schreibt (herzlichen Dank dafür). Interessant übrigens, wie genial sie den Teddy (rechts oben) angelegt hat: Da sitzt jeder Strich, reduziert auf das Wesentliche.

Dieses Kunstwerk ist für uns das schönste Ergebnis der 4. DFSSGF. Bisher jedenfalls. Denn auf ein Päckchen warten wir noch vergebens. Unser Postbote traut sich bestimmt schon gar nicht mehr, uns in die Augen zu schauen, weil er annehmen muss, wir würden ihn insgeheim beschuldigen, das Paket für sich abgestaubt zu haben. Ich frag ihn nämlich jeden Tag eindringlich danach und meine Stimme zittert dabei von Tag zu Tag mehr. Was an sich noch nicht so schlimm ist, wenn der Sabber im Bart nicht wäre …

DFssgF oder die Anziehung der Gegensätze

   Als begeisterter Food Blog Leser las ich hier erstmals von einem skurillen Blog Event, dem DFssgF. ”Deutsche Foodblogger schicken sich gegenseitig Fresspakete“. Herrlich! In meinem Bauch entstanden sofort Bilder von überquellenden, mannshohen Kisten, voller Spezereien aus aller Herren Länder (schliesslich bezieht sich das D im Eventnamen nur auf das geografisch-postalische Verbreitungsgebiet und nicht auf eine unmoralisch ethnische Begrenzung). Ich sah argentinische T-Bones, japanische Kobe-Steaks, afrikanische Wasserbüffellenden, australische Känguru-Koteletts, iberische Schweinenacken, französische Barbarieenten und Münchener Weisswürste auf meine Froschkönigin und mich zuschweben. Oder wenigstens eine Tonne Labskaus.

Die Teilnahme war auch Nonfoodbloggern gestattet und so trug ich mich mit tropfendem Gaumen ein. Gleichzeitig stellte ich unser hessisches Fresspaket zusammen: Aale Würste, stracke Rote, Schwardemagen, Frankfurter Würste, Solber. Alles, was das Frankfurter Herz (und den Cholesterinspiegel) höher schlagen lässt.

Fast schon war die Vorfreude gestillt, da traf die Mail mit meiner Auslosung ein. Und traf mich mitten in meine Raubtierseele: Eine Vegetarierin!. Alkohol und Kokos dürfen auch nicht sein. Gut: der hessische Kokosanbau steckt erst in den Anfängen und lässt zu wünschen übrig, aber der Äppelwei! Nach dem ersten Schreck und erfolgreichen Wiederbelebungsversuchen meiner Froschkönigin begann sofort der Stratege im Hessen in mir durchzubrechen. Gemeinsam mit der liebsten Frau der Welt (die trotz ihrer schwäbischen-bayerischen Wurzeln dem Vegetariertum nicht ganz abgeneigt ist) beratschlagten wir die Vorgehensweise und bastelten an der Einkaufsliste. Da ich mit Ausnahme des Fleischanteils in meiner Nahrung gewissermaßen ja auch vegetarisch esse, fiel es mir letztendlich gar nicht so schwer, mich kreativ einzubringen. Und siehe: Es macht sogar Spaß!

So, jetzt geh ich einkaufen … (soll keine Drohung sein).


Unter Thüringer Würsten, Blutwurstrittern und starken Augusten

Die Fahrt nach Dresden war nass, aber mit der Liebsten an der Seite unterhaltsam. Die italienischen Pferdchen konnten nicht galoppieren, wie sie wollten. So kam die obligate Rast an der Mutter der Wurstbuden, dem Parkplatz hinter Magdala auf der A 4 Richtung Berlin, wie gerufen. Wer hier nicht hält und die Thüringer Würste oder eine Soljanka probiert, weiß nicht, was er verpasst hat. Diesmal war nur eine Wurst dran, aber die Rückfahrtpause hier schon eingeplant. Und weiter gings im Regen ostwärts.

Die Nation ist ja geteilt, was Blutwurst angeht: 90 % finden’s igitt und der Rest weiß einfach, was gut ist. Und schließt sich der Gefolgschaft der Ritter der Blutwurst an, die von dem französischen Städtchen Montagne au Perche aus die Meister der Blutwurstkreation alljährlich zur blutigen Tafelrunde bittet und die Besten unter ihnen mit Medaillen ehrt.

Nachdem wir letztes Jahr vom Berliner Ritter Benser ziemlich enttäuscht waren, nahmen wir den Tipp war, beim Besuch unseres lieben Sachsenzwerges Biggi auch die Fleischerei Rudolf Reim, Carthäuserstr. 16, in 08451 Crimmitschau heim zu suchen und deren prämiertes Blut zu probieren. Ja! Das ist es! Eine köstlich gewürzte, herrlich harte Blutwurst im Ring (witzigerweise auf dem Kassenzettel als Touristenblutwurst aufgeführt – sind da Wessis drin, die sich zu weit in den Osten gewagt haben? – das würde den hervorragenden Geschmack erklären!) und eine nicht minder würzige Gutsfleischblutwurst in der Blase. Biggi bekam sofort den Lieferauftrag für das restliche Jahr.

Den Liebenden ist nichts zu schwer. So nahmen wir in strömendem Regen den feuchten Weg auf weiter gen Dresden, um dort die Hinterlassenschaften August des Starken, König der Sachsen, zu bewundern. Netterweise hatte Biggi den sächsischen Regengott milde gequasselt: Mit Eintreffen im Zentrum Dresdens hörte der Niesel auf. Die Kälte zwang uns aber sofort in einen Rundfahrtbus, um so die Stadt zu erkunden. Ein ausgiebiger Stopp bei Pfund’s Molkerei mit stärkender Buttermilch machte uns fit für einen anschliessenden Rundgang im Zentrum. Leider ohne grünes Gewölbe (nur mit Voranmeldung vier Wochen im Voraus zu besichtigen) und ohne Semperoper, deren letzter Besuchstermin schon verstrichen war. Viel zu müde um noch mehr zu erfassen, verliessen wir die starken August-Relikte wieder in Richtung BSS. Nicht ohne den Running-Gag bei Besuchen im Osten zu zelebrieren: Thüringer Würste!

Zwei Blutwurst-Knappen vor der Semperoper und im Zwinger